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Frauen mit Berufung zum Sonderweg

St. Pölten, 23.05.2016 (dsp) Auf der Reise durch die geistlichen Gemeinschaften unserer Diözese haben sich die Teilnehmer der Hochschule und des Bildungswerkes an der gemeinsamen Exkursionsreihe bei ihren Begegnungen – unabhängig ob Frauen- oder Männergemeinschaft, egal ob alt oder jung, ehrwürdiges Stift oder moderne Multifunktionsniederlassung – immer wieder mit dem Thema der Berufung auseinandersetzen dürfen, neben all den Informationen über Geschichte und Kultur, Aktion und Kontemplation, Liturgie und Seelsorge sicherlich das persönlichste und für viele spannendste Thema. Denn Berufungsgeschichten haben etwas Spannendes an sich. Man trifft man auf aufwühlende Erfahrungen, auf schwere Krankheiten oder tiefe Krisen. Berufung ist vielfältig und kann aber auch ganz unspektakulär sein. Mit Zielstrebigkeit und in ihrem eigenen Tempo sind zwei Frauen aus unterschiedlichen Gemeinschaften diesen Weg gegangen, die doch sehr viel gemeinsam haben: Damienne von der Eremitengemeinschaft des Hl. Chariton in der waldviertlerischen Einschicht bei Landschlag und Maria Christine vom Säkularinstitut Madonna della Strada. Beide Frauen führten unsere Gruppe durch den Tag, den wir gemeinsam in der Lavra Lej da Christgarten bei Langschlag verbrachten.

Den Tag leitete Sr. Damienne ein, die zunächst in Paris Medizin studiert und anschließend als Spitalsärztin gearbeitet hatte. Schon als Kind spürte diese doppelte und nicht leicht vereinbare Berufung zur Ärztin wie zur Eremitin und ging nach einer Zeit des Spitalsdienstes schließlich von einem Tag auf den anderen in die „Wüste“, d.h. zunächst in eine einsame trockene Heide südlich von Paris, wo sie sich den damals noch in Zelten lebenden „Schwestern von Bethlehem” anschloss. Ihre Lebensweise empfangen die Schwestern von der Weisheit des heiligen Bruno (gest. 1101), der den Kartäuserorden gründete. Es ist ein Leben in Stille und Einsamkeit, in schwesterlicher Gemeinschaft. Die meiste Zeit des Tages verbringen die Schwestern in ihrer Zelle, wo sie beten, einen Teil des Stundengebetes feiern, die Mahlzeiten einnehmen und arbeiten. Zweimal täglich versammeln sie sich in der Kirche, um Matutin/Laudes, Vesper und die Eucharistie zu feiern. Der Sonntag wird in Gemeinschaft verbracht, der Montag ist „Wüstentag“.  Nach Jahren des Eremitendaseins, in denen sie viele neue Gemeinschaften mitgründete wurde sie zur Verantwortlichen für den Nachwuchs der Gemeinschaft, studierte Philosophie und schließlich auch Theologie u.a. beim damaligen Dogmatikprofessor Christoph Schönborn im schweizerischen Fribourg. Nach vielen Jahren zog sie sich dann von diesem Dienst zurück und begründete eine neue kleinere Gemeinschaft mit, die nach mehreren Stationen schließlich nach Langschlag übersiedelte und deren Mitglieder nach der Regel des Hl. Chariton leben.

Chariton der Bekenner (* in Ikonien in Kleinasien; + um 350 bei Jericho) war der Begründer verschiedener Einsiedlergemeinschaften und Klöster im Süden Palästinas. Er gilt als Begründer des Mönchtums in der Wüste Juda. Nach der Legende wurde er auf einer Pilgerreise ins Heilige Land von Räubern gefangen genommen, aber eine Schlange kroch in eine ihrer Weinflaschen und vergiftete den Wein, so dass alle umkamen und Chariton freikam. Daraufhin zog er sich um 330 in eine Laura (Einsiedelei) zurück, aus der später das Kloster Pharan Laura im Wadi Qelt bei Jericho entstand. Nach einigen Jahren zog er sich vor dem Zulauf seiner Anhänger zurück und gründete um 340 das Kloster Duka auf dem Berg der Versuchung bei Jericho und zwischen 340 und 350 das Kloster Sukka (Palaia Laura, „alte Laura“) in dem nach ihm benannten Wadi Chureton bei Bethlehem. Alle drei Klöster wurden 614 von den Persern zerstört.

Die Berufungsgeschichte von Sr. Damienne und ihrer Mitschwester Rebekka ist hier nachzulesen: http://www.kath-kirche-vorarlberg.at/organisation/kirchenblatt/artikel/berufungsgeschichte-eremitinnen-im-walsertal

Unsere Ko-Tutorin, Maria Christine Hochleitner, vom Beruf Lehrerin, ist die Generaloberin des Säkularinstituts Madonna della Strada, eine 1936 von P. Carl Dinkhauser SJ und Maria Elisabeth Strachotinsky in Steyr gegründete Gemeinschaft ignatianischer Prägung, seit 1953 ein Institut päpstlichen Rechts mit Zentrale in Wien. Es sind berufstätige, unverheiratete Frauen, die als Zeuginnen des Glaubens in der Welt stehen und dieses Zeugnis besonders an ihrem Arbeitsplatz ablegen wollen. Sie leben nach den drei evangelischen Räten und meistens jeweils allein in einer Privatwohnung, mitten in der Welt, wie in Säkularinstituten üblich ohne Ordenstracht. Persönliche Beziehung zu Gott im Sinne der Hingabe und Leben in der Welt sollen im Leben der Schwestern eine Einheit bilden. Wie im Gleichnis vom Sauerteig wirken sie für Gott in der Welt, in der sie leben. Als Generaloberin ist Maria Christine Hochleitner für ein Institut verantwortlich, das, in „Gebiete” und „Gruppen” gegliedert, über Österreich, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Belgien, Italien, Rumänien, Irland, USA, Jamaika, St. Kitts, Philippinen, Indien, Taiwan und Korea verbreitet ist. Je nach Größe des Gebiets bestehen Zentren für regelmäßige Zusammenkünfte für Einkehr und Besinnung, für Veranstaltungen wie Tagungen, Arbeitskreise usw., aber auch für eine konkrete Pflege der Gemeinschaft. Die Mitglieder führen kein gemeinsames Leben und haben auch keine gemeinsamen oder gesellschaftlichen Aufgaben. In persönlicher Verantwortung versuchen sie, die Botschaft des Evangeliums mit seinen Konsequenzen in den verschiedenen Berufen, Bevölkerungsschichten, gesellschaftlichen Strukturen und Situationen durch ihr Dasein und ihren Einsatz „Inmitten der Welt“ zu verkünden. Viele sind als Einzelne im Dienst der Kirche(Pfarre) tätig. Der eigentliche Auftrag ist das Berufsapostolat. Das Berufsapostolat von Generaloberin Maria Christine ist nach wie vor der Unterricht an einer landwirtschaftlichen Fachschule, wo sie die Fächer Religion, Hauswirtschaft und soziale Dienste lehrt. Der Name der Gemeinschaft, Madonna della Strada, italienisch für Unsere Frau vom Wege, leitet sich von einem besonderen Marienbild in Rom ab. Dieses Gnadenbild wurde vom spirituellen Vater der Gemeinschaft, Ignatius von Loyola, besonders verehrt.

Hier ein Interview mit Maria Christine Hochleitner: http://www.radiomaria.at/player3.php?s=11124